IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim
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02.06.2024, 18:06 Uhr

Tarifrunde Metallhandwerk

Rund 200 Beschäftigte pfeifen gegen Taschenspielertricks der Arbeitgeber – Vierte Verhandlung des niedersächsischen Metallhandwerks in Melle gestartet

  • 13.05.2024
  • Aktuelles, Betriebe / Branchen, Vertrauensleute

Nachdem mehr als 1.000 Beschäftigte an den ersten Warnstreiks des niedersächsischen Metallhandwerks und der Landbautechnik seit über 20 Jahren teilgenommen hatten, kam es zunächst zu Fortschritten am Verhandlungstisch. In der dritten Verhandlung zwischen IG Metall und Arbeitgeberverband wurden gemeinsam abgestimmte Optionen in die internen Gremien der jeweiligen Organisationen eingebracht. Obwohl ein maßgeblicher Teil der Unternehmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband und der zugehörigen Tarifkommission sind, den erarbeiteten Vorschlägen Zustimmung schenkte, setzten sich einzelne Großbetriebe dagegen durch. Infolgedessen sind nun alle denkbaren Optionen vom Tisch gewischt: Und die Tarifrunde startet bei Null.

"Neustart" der Tarifverhandlungen in der 4. Verhandlungsrunde?!

Was die Beschäftigten des Metallhandwerks in Niedersachsen davon halten? Das haben verhandlungsbegleitend am heutigen Tag in Melle rund 200 Beschäftigte zum Ausdruck gebracht. Betriebliche Kolleginnen und Kollegen unter anderem von Cool it aus Melle, Höcker Polytechnik aus Hilter, Till Hydraulik aus Helmstedt, Backers aus Twist und Dynamik aus Wardenburg kamen zum Verhandlungsort an der Meller Autobahn. Lautstark und mit Trillerpfeifen ausgestattet, war das Signal klar: Keine Taschenspielertricks und kein Zeitschinden mehr. „Mit diesem Rückenwind geht es in die vierte Verhandlungsrunde. Aber klar ist, dass das Vertrauen in die Zusagen der Arbeitgeber massiv Federn gelassen hat. Was wir erlebt haben, ist schon ein Stück Kulturbruch der sonst so guten Sozialpartnerschaft im Metallhandwerk. Wenn es heute keine Einigung gibt, werden wir den Druck in den Betrieben gezielt erhöhen müssen", erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Markus Wente.

Die IG Metall unterstreicht weiterhin ihre Forderung nach einer Entgelterhöhung um 7,3 Prozent. Außerdem setzt sich die Gewerkschaft weiter für Gespräche über einen Einstieg in eine neue Arbeitszeitwelt ein. Insbesondere letzter Punkt ist den Arbeitgebern ein Dorn im Auge. Dabei ist klar: Eine Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und macht die Branche attraktiver auf dem Arbeitsmarkt. Sie führt nachweislich auch zu einer höheren Produktivität, einem niedrigeren Krankenstand und einer gesteigerten Motivation. „Die 4-Tage-Woche im Handwerk gewinnt mehr und mehr an Beliebtheit. Sie bietet daher eine enorme Chance, Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen. Wenn nun einige große Unternehmen diese Chance zunichtemachen, sollten sich ihre Führungskräfte überlegen, ob das Handwerk wirklich die richtige Branche für sie ist oder ob ein Wechsel in die Tarifverträge der Industrie nicht sinnvoller wäre!", erklärt Wente weiter.

Für den Fall, dass die Arbeitgeber die IG Metall dazu zwingen will, den Manteltarifvertrag bis zum Jahresende zu kündigen, um in diesem Punkt Arbeitskampffreiheit zu erlangen, wird die Gewerkschaft diese Möglichkeit ernsthaft in ihrer Tarifkommission prüfen. „Es ist bedauerlich, dass einige wenige Chefs offenbar auf Druck im Betrieb setzen, anstatt konstruktive und zukunftsorientierte Tarifpolitik am Verhandlungstisch zu betreiben. Aber dann ist die nächste Tarifauseinandersetzung vorprogrammiert und die Samthandschuhe werden tief eingemottet", so der Gewerkschafter abschließend.

 

Quelle: IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Presseinformation vom 13. Mai 2024.


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